Das ungeheuer überlebensfähige Zinnkraut (Equisetum arvense) wächst bevorzugt auf feuchten Wiesen und Äckern, wo es selbst mit verdichteten Böden zurechtkommt. Taucht der Ackerschachtelhalm im Garten auf, hat er sich nicht selten von einer benachbarten landwirtschaftlichen Fläche eingeschlichen.
Die Herausforderung
Wenige Arten sind vergleichbar durchsetzungsfähig wie das auch als „Katzenwedel“ und „Pfannenputzer“ bekannte Kraut: Der Ackerschachtelhalm verbreitet sich ausschließlich unterirdisch, indem er Rhizome bis zu zwei Meter in die Tiefe schickt, von wo aus Seitentriebe bis zu einen Meter weit kriechen, um von dort als neue Exemplare an die Oberfläche vorzustoßen. Dazu kommt, dass diese unterirdischen Ausläufer jahrelang keimfähig bleiben, selbst Bruchstücke genügen, um neue Pflanzen entstehen zu lassen. Sobald ein gejäteter Ausläufer mit Erde in Berührung kommt, bewurzelt er sich.
Die Schlacht
Es hat deshalb keinen Sinn, den Ackerschachtelhalm jäten zu wollen, denn einerseits wächst er zu tief und andererseits genügen wenige Überbleibsel, um die nächste Plage auszulösen. Herbizide verbieten sich von selbst, weil sie im gesamten Garten ausgebracht werden müssten und auf ihrem Vernichtungsfeldzug nicht wählerisch sind: Du würdest deinen Garten nachhaltig schädigen.
Die einzige wirksame Maßnahme gegen das Zinnkraut besteht darin, ihm seine Lebensgrundlage zu entziehen: Die Art liebt feuchte bis nasse Böden – und sie hasst Kalk. Wenn sie auf Äckern erscheint, zeigt sie Staunässe sowie verdichteten Boden an, manchmal auch Fehlernährung. Für dich als Gärtner bedeutet das, für gute Drainage zu sorgen, möglichst gezielt zu wässern und den Boden regelmäßig mit Algenkalk zu behandeln. Berücksichtige aber, dass nicht alle deine Pflanzen Kalk vertragen. Du wirst Ausdauer brauchen, denn der Ackerschachtelhalm besitzt sie ebenfalls, wenn er in zwei Metern Tiefe auf bessere Zeiten hofft.
Der Friedensvertrag
Besonders wenn dein Gartenboden lehmig ist, kannst du etwas tun, um ihn zu lockern, durch Untermischen von Sand und Humus beispielsweise sowie durch die Ansiedlung von Regenwürmern. Eine gute Kultur für solche Böden sind Leguminosen, die den Boden ebenfalls lockern. Damit bekämpfst du zwar nicht den Ackerschachtelhalm, der sich auch auf gesunden Böden wohlfühlt, aber du berücksichtigst das, was er dir durch sein Erscheinen mitzuteilen hat.
Wegen ihrer hohen Kieselsäurekonzentration wurde die Pflanze früher zum Putzen benutzt, wovon einige seiner regionalen mundartlichen Namen noch zeugen. Dabei dienten die Kristalle der Kieselsäure als Putzkörper. In der Kräutermedizin wird die Art vielfältig eingesetzt, denn sie besitzt blutstillende, entwässernde und das Bindegewebe festigende Wirkung. Große Bedeutung genießt sie bei der Behandlung von Rheuma und Gicht, Nieren- und Blasenleiden sowie bei Husten und zum Entschlacken. Von der Selbstmedikation ist allerdings abzuraten, falls du die Art nicht ganz genau kennst, denn der Ackerschachtelhalm kann leicht mit seinem giftigen Verwandten verwechselt werden, dem Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre).
Ebenfalls auf der hohen Kieselsäurekonzentration beruht die Bedeutung des Ackerschachtelhalms für den Pflanzenschutz: Sowohl Jauche als auch Kaltwasserauszug wirken vorbeugend gegen saugende Schädlinge, namentlich gegen Blattläuse. Die Kieselsäure kräftigt die Pflanzenstruktur, sodass es den Insekten schwerer fällt, die Oberfläche zu durchstoßen. Mit Schachtelhalmtee beugst Du an Tomaten, Rosen und Obstgehölzen Pilzkrankheiten vor.
Rezepte für den Garten
Für alle Rezepte wird Wasser benötigt, am besten ist dafür Regenwasser geeignet.
Tee gegen Mehltau und Rost
1,2 kg frischer Ackerschachtelhalm
10 l Wasser
Das Kraut kann im Wasserbad entweder einen Tag ziehen oder sofort gekocht werden. In jedem Fall dauert die Kochzeit circa 30 Minuten. Danach muss der Tee abkühlen und gesiebt werden.
Anwendung:
Regelmäßige Spritzung vom Frühjahr bis zum Sommer an trockenen, sonnigen Tagen.
Verdünne 1 zu 5 mit Wasser. Sind die Pflanzen akut bedroht, spritze an drei aufeinanderfolgenden Tagen.
Kaltwasserauszug zur äußerlichen Vorbeugung gegen saugende Insekten
1 kg frischer Ackerschachtelhalm
10 l Wasser
Setze das Kraut für 24 Stunden in Wasser an, dann entferne es daraus.
Anwendung:
Regelmäßig vom Frühjahr bis zum Sommer. Den Kaltwasserauszug kannst du gut verwenden, um Pflanzen zu waschen oder zu spritzen, wobei du ihre Oberflächenstruktur etwas von außen stärkst. Bei akutem Befall spritze die Pflanzen zuerst mit einem harten Wasserstrahl ab, um die Blattläuse wegzuspülen. Erst wenn die Pflanzen getrocknet sind, trage den Kaltwasserauszug auf, um das Gewebe zu stärken. Wenn Du eine solche akute Anwendung planst, ist die Zugabe von Kamille der Heilung förderlich.
Jauche zur innerlichen Vorbeugung gegen saugende Insekten
1,5 kg frischer Ackerschachtelhalm
10 l Wasser
Setze das Kraut an einem sonnigen Platz für mindestens zehn Tage in Wasser an, rühre täglich um. Der Geruch der entstehenden Jauche ist nicht erbaulich, stelle den Eimer also möglichst nicht zu nahe ans Haus. Wenn die Jauche nicht mehr schäumt und der Geruch nachlässt, ist sie reif, witterungsbedingt kann das bis zu 14 Tage dauern: Siebe sie anschließend und stelle sie schattig.
Anwendung:
Die stark kieselsäurehaltige Jauche ist ein Flüssigdünger, den du 1 zu 20 verdünnt mit dem Gießwasser gibst. Beobachte deine Pflanzen, manchmal sind sie für wöchentliche Verabreichung dankbar, meist genügt aber die monatliche Gabe. Die Jauche stärkt die Zellstruktur von innen, sodass sie die Gewebefestigkeit der gesamten Pflanze erhöht. Sollten die Pflanzen bereits von Läusen befallen sein, gönne ihnen einen kleinen Guss des Jauchedüngers, nachdem du die Läuse mit Wasser vom Laub gespült hast.
Übrigens kannst Du Ackerschachtelhalmjauche und Brennnesseljauche gut vermischen oder einem Ansatz das jeweils andere Kraut hinzufügen. Sowohl Tees als auch kalte Ansätze für Spritzungen profitieren von Zugaben mit Wermut, Rainfarn und Kamille, die teils wie sanfte Pestizide, teils heilend wirken. Du kannst mit diesen ökologischen Mitteln nicht viel falsch machen, traue dich ruhig, ein wenig zu experimentieren, worauf deine Pflanzen am besten reagieren.
Der Artikel wurde sich gewünscht von Karlheinz Müller.
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Bildnachweis:
Titelbild – Katzenwedel CC0 Public Domain-Pixabay.com