Veredlung ist eine uralte Methode der Vermehrung von Bäumen, die v.a. bei Obstbäumen zum Einsatz kommt. Modern ausgedrückt, handelt es sich dabei um das Klonen von Gehölzen, bei dem alle guten Eigenschaften von dem “geklonten” Baum unvermindert an die veredelten Bäume weiter gegeben werden.
Warum ist Veredlung nötig? Das hängt in der ersten Linie damit zusammen, dass die Vermehrung der Obstbäumen durch Stecklinge oder durch Aussaat nicht gerade einfach ist. Einerseits dauert es in diesem Fall mehrere Jahre bis der Baum trägt, andererseits – und das ist das Wichtigste – werden die Eigenschaften einer bestimmten Sorte nicht garantiert vererbt. Das ist der Hauptgrund für das Veredeln von Obstbäumen: viele Merkmale sind nicht erbfest und gehen bei der generativen Vermehrung verloren.
Warum ist das Klonen von Gehölzen überhaupt möglich? Einzelne Zweige besitzen eine hohe Regenerationsfähigkeit und können an einer neuen Stelle relativ problemlos anwachsen. Jeder Zweig eines Baumes hat eine eigene Wachstumszone, die bei ausreichendem Zugang von Wasser und notwendigen Mineralstoffen imstande ist, neues Holz, Rinde – und auch Früchte zu produzieren. Selbstverständlich hängt der Erfolg der Veredlung nicht nur nur von dem aufgepropften Ast einer wertvollen Obstsorte, Edelreis genannt, sondern auch von der Wurzelunterlage.
Der Gärtner hat heute eine Möglichkeit, aus verschiedenen Veredlungsunterlagen zu wählen und sie auch per Online-Versand an jede Adresse versenden lassen. In jedem Fall soll darauf geachtet werden, dass die Unterlage gesund und widerstandsfähig ist. Übrigens: auch Edelreiser können bequem im Interner bestellt werden. Wer allerdings die Veredlungsunterlagen und Edelreise gründlich begutachten möchte, der kann sie auch in einer Baumschule direkt erwerben.
Den Pflanzungsstandort soll entsprechend von Eigenschaften der Obstbäume ausgesucht werden. Ein Apfelbaum z.B. verträgt keine Staunässe und ist ansonsten relativ anspruchslos. Ein Pflaumenbaum soll bevorzugt an einem sonnigen Ort gepflanzt werden, damit seine Früchte süß schmecken.
Wenn der Standort für den Baum ausgesucht wurde, kann auch mit Veredlung begonnen werden. Die optimale Zeit für die Veredlung von Obstbäumen ist Frühjahr, allerdings nicht allzu früh. Im April gelingt die Pfropfung am besten.
Die Edelreiser sollen vor der Veredlung geschnitten werden. Diesen Schnitt nennt man Kopulationsschnitt, den man am liebsten mit einem besonderen Pfropfmesser durchführt. Bei dem Kopulationsschnitt handelt es sich um einen Schrägschnitt, der das Anwachsen vom Edelreis begünstigt. Es ist sinnvoll, wenn an der gegenüberliegenden Seite des Edelreises eine Knospe liegt. In diesem Fall ist das Verwachsen erfolgsversprechend, denn rund um die Knospe befinden sich besonders wachstumsstarke Zonen des Gehölzes.
Es gibt mehrere Methoden des Veredlung. Die Bäume können durch eine Wurzelveredlung vermehrt werden. Bei dieser Methode wird ein Edelreis direkt an die Wurzel der Veredlungsunterlage aufgepfropft. Damit die Pfropfstelle sich nicht zu tief an der Erde befindet, empfiehlt man eine Wurzelhalsveredlung, wobei der Reis an den Wurzelhals über der Erde aufgepfropft wird.
Wenn der Gärtner den Edelreis auf den Stamm pfropft, dann bezeichnet man dies als eine Kronen- bzw. als eine Kopfveredlung. Wenn innerhalb der Baumkrone einzelne Edelreise gepfropft werden, dann spricht man von der Gerüstveredlung. Übrigens: du kannst auch unterschiedliche Obstsorten auf der gleichen Veredlungsunterlage aufpfropfen. Es ist spannend zu beobachten, wie im Spätsommer oder im Herbst z.B. mehrere Apfelsorten auf dem gleichen Baum neben einander reifen.
Ausser der Veredlung mit Hilfe von Edelreiser wird auch eine Veredlung durch die Knospen (genannt Augen) verwendet. Bei dieser Veredlungsmethode werden mit Hilfe eines T-Schnittes in die Rinde einzelne Knospen auf die Unterlage eingesetzt. Es lohnt sich mehrere Knospen an verschiedenen Stellen der Unterlage einzusetzen.
Wie führt man ein Aufpfropfen durch? Du sollst einiges an Werkzeug und Materialien parat haben: ein Pfropfmesser, Astschere, eine Säge, Bast oder einen anderen Material für das Umwickeln der Pfropfstelle, Baumwachs oder Baumharz (kaltstreichbar). Am einfachsten geht die Pfropfung hinter die Rinde. Der Reis wird leicht hinter die Rinde eingeschoben, so dass aber der Schnittansatz vom Kopulationsschnitt noch sichtbar ist. Danach wird der Reis recht straff mit dem Bast oder mit einem modernen dehnbaren Plastikfilm verbunden und somit fixiert. Danach wird die Stelle mit dem Baumwachs oder Baumharz gestrichen, am liebsten ohne Lücken zu hinterlassen. Es soll nach Möglichkeit keine offene Wunde am Baum bleiben, somit beugt man den gefährlichen Infektionen vor.
Neben dem Pfropfen hinter die Rinde gibt es noch unterschiedliche Möglichkeiten der Veredlung: Pfropfen durch die Geissfussveredlung, wobei der Edelreis keilförmig geschnitten wird und in eine entsprechende Kerbe in der Veredlungsunterlage eingeschoben wird – bei dieser Methode gibt es weniger offene Wunden am Baumstamm. Obstbäume lassen sich ebenfalls durch Gegenzungen oder durch Tittelpfropfen veredeln. Allerdings bleibt das Pfropfen hinter die Rinde immer noch die verbreitetste Methode, da sie das Verwachsen von Unterlage und dem Edelreis am besten gewährleistet.
In jedem Fall gilt: veredelte Obstbäume sollen in der ersten Zeit nach der Veredlung besonders gepflegt und auf die möglichen Krankheiten überprüft werden. Und schon bald kannst du von einem erfolgreich veredelten Obstbaum sprechen und dich über gute Ernte freuen.
Der Artikel wurde sich gewünscht von: Tiersitting Tierbetreuung und Bernadette Penger
Bildnachweis:
Titelbild – Kirschbaum CC0 Public Domain-Pixabay.com
echt gute Beiträge, weiter so
Ab wann kann man Pflaumen Bäume veredeln? Ich habe gehört wenn man edelreiser hat schon ab Februar. Stimmt das?