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Bild exotische Blume

Exoten in deutschen Gärten ziehen

Palmen, Bananenbäume oder Kakteen – diese südländischen Pflanzen galten noch bis vor kurzer Zeit als Exoten, die in deutschen Gärten nicht gehalten werden können. Kühle Temperaturen, wenig Sonne und im Winter starke Bodenfröste sind wenig geeignet, wärmeliebenden Gewächsen ideale Lebensbedingungen zu bieten. Dabei wird häufig übersehen, dass viele als exotisch geltenden Pflanzen aus Regionen stammen, in denen es auch sehr kalt wird. In China oder Südamerika gibt es im Winter ebenfalls Minustemperaturen, und sogar in Australien fällt in manchen Regionen Schnee. Warum also sollte es nicht möglich sein, auch in Deutschland den Traum von exotischen Ländern in den eigenen Garten zu bringen?

Exoten gab es schon immer

Das deutsche Klima ist nicht unbedingt pflanzenfreundlich. Viele Niederschläge, kalte Winter und mangelndes Tageslicht führen dazu, dass das Halten von exotischen Pflanzen nicht ganz einfach ist. Dennoch gibt es eine Vielzahl von Bäumen, Sträuchern und Blumen, die mit dem hiesigen Klima gut zurechtkommen. Bambus oder Magnolien sind in deutschen Gärten längst keine Seltenheit mehr, viele Sorten vertragen Frosttemperaturen recht gut, vor allem wenn sie einen günstigen Standort haben. Übrigens galt die Tomate, die zu den beliebtesten Früchten der Deutschen zählt, einst als Exot. Sie ist heute in fast jedem Hausgarten zu finden, wenn sie auch winterliche Temperaturen draußen nicht übersteht. Viele Blühpflanzen lassen sich im Sommer draußen kultivieren. Dahlien, Engelstrompeten, Calla und viele andere setzen wundervolle Farbakzente im Garten, müssen aber über den Winter ausgegraben und an einem frostfreien Ort überwintert werden. Viele Gärtner pflanzen sie deshalb gleich in Kübel oder Töpfe, um sie bei kalten Temperaturen schnell ins Haus holen zu können.

Der richtige Standort

Dass sich in deutschen Gärten auch echte Exoten wie Bananen, Kiwi oder Nashi ziehen lassen, ist nur wenigen bekannt. Dabei vertragen vor allem die neueren Züchtungen durchaus einige Frostgrade. Wer sich an der Aufzucht von derartigen exotischen Bäumen oder Sträuchern versuchen möchte, sollte einige Dinge beachten. Frost ist nicht das größte Problem für diese Sorten. Mangelnde Lichthelligkeit und starker Wind sind mindestens genauso problematisch. Grundsätzlich ist es in den südlicheren Regionen des Landes mit seinen milderen Temperaturen einfacher, gute Lebensbedingungen zu schaffen. In den nördlicheren Breiten ist die Aufzucht an geschützten Standorten, die trotzdem genügend Licht bekommen, ebenfalls möglich. Viele Pflanzen, die aus exotischen Regionen zu uns gekommen sind, brauchen einen guten Winterschutz, dann überstehen sie auch die langen kalten deutschen Winter.

Büsche und Bäume tragen nicht immer

Natürlich darf sich der Gartenbesitzer keinen Illusionen hingeben. Bananen, Ananas oder Zitronen können in den nördlichen Breiten nur selten geerntet werden. In sehr warmen Sommern reifen durchaus Früchte heran, doch bleiben sie meist recht klein und schmecken auch nicht ganz so aromatisch wie in ihren Herkunftsländern. Blühpflanzen bringen ebenfalls nicht dieselbe Blütenpracht hervor, die sie in Gefilden mit warmem Klima haben. Ein weiteres Problem stellt die Befruchtung dar. Heimische Insekten wissen oft mit den Blüten nichts anzufangen. Manchmal hilft da nur, die Bestäubung mit einem Pinsel selbst vorzunehmen. Außerdem ist es oft notwendig, mindestens zwei Pflanzen jeder Sorte anzuschaffen, und zwar eine mit männlichen und eine mit weiblichen Blüten, damit eine Befruchtung überhaupt möglich ist. Trotz dieser Schwierigkeiten sorgen die ausgefallenen Gewächse für spektakuläre Anblicke in den Gärten und lösen bei Besuchern und Passanten Erstaunen aus. Wer sich durch die Mehrarbeit und gelegentliche Fehlschläge nicht beirren lässt, für den ist der Anbau exotischer Pflanzen im eigenen Garten eine lohnende Sache.

Exotische Obstsorten für deutsche Gärten

Kiwis kennen wir aus Neuseeland. Sie gelten als exotische Frucht, obwohl sie sich relativ gut in kälteren Regionen halten lassen. An einem geschützten Standort mit einer guten Kletterhilfe lassen sich sehr schöne Ergebnisse erzielen. Die Früchte sind zwar recht klein, schmecken aber sehr gut. Die Neuzüchtung “Jenny” ist als einzige Sorte einhäusig, bei allen anderen Sorten braucht der Gärtner mindestens eine männliche Pflanze für sieben weibliche, wenn er Früchte ernten möchte.

Nashis, auch Holzbirnen genannt, stammen aus Japan und China. Die gelben Früchte erinnern an eine Mischung aus Birne und Apfel mit einem Hauch von Honig. Nashibäume lassen sich fast überall ziehen, sie brauchen nur wenig Pflege und bringen in manchen Jahren so viele Früchte hervor, dass der Baum gestützt werden muss. Die Bäume werden hierzulande nicht sehr groß und gedeihen auch bei wenig Pflege sehr gut. Die beliebteste Sorte heißt Kosui, aber auch Nijiseiki eignet sich gut für den Garten.

Bananen gehören zu den beliebtesten Obstsorten Deutschlands. Neuere Züchtungen vertragen Minustemperaturen bis minus 10 Grad, wenn der Pseudostamm, der aus abgestorbenen Blättern besteht, gut geschützt ist. Besonders gut geeignet ist die Zwergbanane Musa velutin, die bei guter Pflege sogar kleine Früchte hervorbringt. Eine Sorte, die sogar sehr große Kälte verträgt, ist die Faserbanane Musa Basjoo, die allerdings keine essbaren Früchte entwickelt. Die Staude ist mehrjährig und kann bis zu drei Meter hoch werden. Durch ihre ausladenden Blätter braucht sie viel Platz um sich herum. Für leichten Winterschutz sollte zur Sicherheit trotz ihrer Robustheit gesorgt werden.

Das gleiche gilt für Physalis, die Andenbeere, die auch als Lampionblume bekannt ist. Physalis franchetii ist eine Sorte, die Minusgrade mit einem leichten Winterschutz im Garten übersteht. Die Früchte sollen zwar nicht essbar sein, sind jedoch nicht giftig, wie oft beschrieben wird.

Zitronen, Ananas oder Orangen sind für den Freilandanbau nicht so geeignet. Sie können zwar im Sommer in Gartenerde gepflanzt werden, doch müssen sie an einem frostfreien Ort überwintert werden. Sie werden deshalb besser im Kübel gezogen.

Exotische Zierpflanzen für deutsche Gärten

Am häufigsten ist in deutschen Gärten der Bambus vertreten. Er wird sehr groß und ist daher als immergrüner Sichtschutz sehr beliebt. Der vor allem aus China stammende Strauch verträgt starke Minusgrade und ist recht pflegeleicht. Allerdings breiten sich die Phyllostachys-Sorten über Rhizome schnell über den ganzen Garten aus, sodass regelmäßiges Auslichten notwendig ist. Bambus fargesia dagegen ist ein horstbildender Bambus, der keine Ausläufer hat und sich deshalb für kleine Gärten sehr gut eignet. Auch bei kalten Temperaturen können diese Pflanzen mehrere Meter hoch werden, das sollte vor der Anpflanzung bedacht werden.

Palmen vertragen tiefere Temperaturen als allgemein angenommen wird. Vor allem die Hanfpalme Trachycarpus fortunei, die aus dem asiatischen Hochland stammt, lässt sich in deutschen Gärten wunderbar kultivieren. Als Standort sollte ein geschützter Platz gewählt werden, in der Nähe von Hauswänden gedeihen Palmen besonders gut. Sie sind im übrigen sehr anspruchslos und für Anfänger geeignet. Die Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis), auch Phoenixpalme genannt, lässt sich an einem windgeschützten sonnigen Ort ziehen. Sie braucht allerdings einen Winterschutz, da sie zu tiefe Minustemperaturen nicht verträgt.

Sogar Olivenbäume lassen sich in deutschen Gärten halten, denn sie vertragen Temperaturen bis minus 15 °Celsius. Die Sorten Leccio del Corno und Tanche sind dabei besonders empfehlenswert. Sie benötigen einen windgeschützten Platz, da sie zu starken Luftzug nicht vertragen.

Einige Kakteenarten sind aus Südamerika zu uns gekommen. Sie haben mit kaltem Wetter keine Probleme, denn in ihrem Heimatland ist das Klima oft sehr rau. Für deutsche Gärten sind sie deshalb bestens geeignet. Opuntia engelmannii beispielsweise übersteht draußen sogar minus 20 °Celsius. Sie braucht allerdings in sehr regenreichen Jahren einen Regenschutz. Die Früchte lassen sich essen und sind so reich an rotem Farbstoff, dass sich damit sogar Stoff färben lässt.

Die meisten Blühpflanzen wie Oleander, Heliotrop, Engelstrompete oder Gespensterstrauch sind nicht winterhart. Sie müssen deshalb jedes Jahr neu gekauft oder gezogen werden, wenn sie draußen gehalten werden sollen. Sie sind daher besser als Kübelpflanzen geeignet. So lassen sie sich im Wintergarten oder an einem frostfreien Ort über die kalte Jahreszeit bringen und erfreuen den Gartenbesitzer über mehrere Jahre.

Das Angebot an exotischen Pflanzen für den Hausgarten ist mittlerweile recht groß. Jährlich kommen neue Züchtungen, die winterhart und pflegeleicht sind, hinzu. Kein Gartenbesitzer, dem die Mehrarbeit für Pflege und Winterschutz nichts ausmacht, muss auf solche Pflanzen, die einen Flair von Süden, Sonne und Urlaub in sein kleines Gartenreich bringen, verzichten. Und wenn in milden Jahren exotische Früchte aus dem eigenen Garten den Speiseplan bereichern, ist das mehr als genug Lohn für den zusätzlichen Aufwand.

Bildnachweis:
Titelbild – exotische Blume CC0 Public Domain-Pixabay.com

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