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Hirse – Das gefürchtete Getreide

Einst galt Hirse als das Nahrungsmittel schlechthin, selbst ihr deutscher Name kündet von der rühmlichen Geschichte des Süßgrases: Er stammt vom altgermanischen „hirsa“ ab, das wiederum vom indogermanischen Wort für „Nahrhaftigkeit“ abgeleitet sein soll. Naheliegend ist diese Annahme durchaus, ist doch Hirse das weltweit älteste kultivierte Getreide überhaupt. Bereits etwa 6000 v. Chr. nährte aus Hirse gebackenes Fladenbrot unsere jungsteinzeitlichen Vorfahren.

Steckbrief eines nützlichen Plagegeistes

Hirse kommt weltweit in höchst unterschiedlichen Wuchsformen und Arten vor; hierzulande kennen wir sie fast ausnahmslos als Rispenhirse, die ihre überragende wirtschaftliche Bedeutung erst verlor, als die Kartoffel ihr den Rang ablief. Als Getreide wird in unseren Breiten seit jeher die Echte Hirse (Panicum miliaceum) angebaut.

Die Störenfriede im hiesigen Rasen sind entweder die Kulturhirse (Panicum miliaceum subsp. miliaceum), die mit ihr verwandte Unechte Unkraut-Hirse (Panicum miliaceum subsp. agricolum) oder die in den 1980er Jahren zugewanderte Unkrauthirse (Panicum miliaceum subsp. ruderale). Dürfen diese Arten ungestört wachsen, erreichen sie etwa einen Meter Wuchshöhe, anderenfalls werden sie selten größer als 40 Zentimeter. Die Früchte der wirtschaftlich genutzten Arten sind klein und zahlreich, in nickenden Rispen angeordnet, die sich zur Reife rötlich und schließlich silbrig färben, während die „echte“ Unkrauthirse aufrecht wächst und eher straffe Rispen bildet, die im Zuge der Reife zerfallen.

Wie wird das wertvolle Getreide zum Störfaktor im Garten?

Hirse vermehrt sich ausschließlich über Samen: Das einjährige, selbstbestäubende Süßgras gelangt zur Blüte, reift, verliert seine Früchte und stirbt im Winter. Anders als andere ungeliebte Gräser verbreitet es sich also nicht durch die Wurzeln, was die Bekämpfung der Hirse – theoretisch – erleichtert. Praktisch erfordert der Kampf gegen das Getreide im Rasen viel Geduld, da seine kleinen Samen begehrtes Futter für Vögel, Nager und Insekten sind, die sie ober- oder unterirdisch verschleppen. Nicht zuletzt trägt der wohlmeinende Mensch keimfähiges Saatgut in Parks und öffentliche Anlagen, indem er Vögel füttert, denn Hirse ist einer der wichtigsten Bestandteile im Winterfutter. Wird in Grünanlagen nicht häufig genug gemäht, gelangt die neue Generation zur Reife, womit die Ausbreitung größere Kreise ziehen kann: Wie jede Art, die sich nur über Samen vermehrt, ist Hirse ausgesprochen fruchtbar.

Was ist gegen Hirse im Garten zu tun?

Erscheint das Süßgras zwischen Konkurrenten in der Wiese, sind keine Gegenmaßnahmen nötig – im Gegenteil: Als Art zwischen anderen Arten trägt Hirse zur Vielfalt bei, indem sie Nützlingen Nahrung und Unterschlupf bietet. Pflege deine Wiese wie gewöhnlich, indem du sie von Zeit zu Zeit mähst. Im Heu für Kleintiere macht sich das Getreide übrigens gut, denn es enthält viel Kieselsäure, Eisen und etliche Mineralien.

Tritt Hirse vereinzelt in Beeten oder im Rasen auf, hilft rechtzeitiges Jäten oder Ausstechen. Spätestens im Juni, wenn die Blütezeit beginnt, ist es angebracht, das Gras zu entfernen: Ziehe die Pflanze entweder aus dem Boden oder hebe sie mit dem Spaten aus. Wichtig ist, diese Maßnahme nicht erst im Sommer durchzuführen, denn Hirse verliert bereits gereifte Samen, sobald sie bewegt wird.

Falls sich zu viele Exemplare eingefunden haben, hilft die Mahd, diese Generation an der Vermehrung zu hindern: Wenn du zwischen Juni und September wiederholt mähst, verhinderst du die Reife eventuell bestäubter Pflanzen. Aber mähe nicht zu häufig, damit du keine Notreife provozierst, anderenfalls können bodennahe Pflänzchen unbeschadet vom Rasenmäher ihren Zyklus vollenden.

Die weiße Flagge für Hirse & Co.

Missliebige Gräser gibt es eigentlich nur in Rasenkulturen. Möglicherweise ist es hilfreich, sich zu vergegenwärtigen, dass handelsübliche Rasensaat nicht weit von der Monokultur entfernt ist. Sie entspricht deshalb einer unnatürlichen Pflanzengemeinschaft, die Eindringlingen das Leben besonders leicht macht: Die Natur versucht immer, eine ausgewogene Artenvielfalt wiederherzustellen. Schädlinge und Unkräuter tauchen stets dort auf, wo sie die besten Bedingungen finden; vor allem junger Rasen ist quasi eine Einladung mit weit geöffnetem Tor für vitale Arten. Die büschelig wachsende Hirse ist nur eine Vertreterin, diverse Wiesenkräuter und weitere Gräser gesellen sich dazu. Falls du dich mit einer Wiese anfreunden kannst, statt dem Ideal des englischen Rasens zu frönen, sparst du dir demnach viel Arbeit und kannst dich an einem lebendigen, gesunden Garten freuen, der sich weitgehend selbst reguliert.

Bildnachweis:
Titelbild – Hirse CC0 Public Domain-Pixabay.com

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