Selbst wenn du das Gärtnern gerade erst entdeckst, gelingt es dir mit wenig Aufwand, stets die passenden Würz- und Teekräuter für den täglichen Bedarf zu ziehen. Unsere siebenteilige Serie verrät dir, was rund um den Anbau der Küchenkräuter zu beachten ist.
In der Küche verwendest du sowohl Pflanzen, die an kargen, trockenen und sonnigen Standorten wachsen als auch Kräuter, die es feucht und üppig mögen. Ein einzelnes ebenes Beet kann solche widersprüchlichen Bedingungen nicht erfüllen. Deshalb bieten sich Mischkulturen mit Gemüse- und Zierpflanzen oder der Bau einer Kräuterspirale an. Der einmalige Aufwand lohnt sich, denn in der Serpentine dieses „Miniaturbergs“ werden deine Kräuter optimal versorgt – und einen reizvollen Anblick bietet das duftende Hochbeet allemal.
Die Kräuterspirale
Für den normalen Haushaltsbedarf genügt ein Fleckchen von drei Quadratmetern Fläche. Eine solche Spirale baust du maximal einen Meter hoch aus Feldsteinen, Ziegeln oder Bauschutt. Die Kräuterspirale besteht aus Teich, Feuchtzone, Normalzone und Trockenzone, wobei der Teich verzichtbar ist, wenn du keine Ufer-Kräuter anbauen möchtest. Du bildest gewissermaßen eine Landschaft im Kleinen nach: von unter Meereshöhe (Teich), Meereshöhe (Feuchtzone), Binnen- und Hügelland (Normalzone) bis zum Bergland (Trockenzone). Günstig ist ein relativ freier Platz, sodass die Sonne möglichst jede Stelle erreicht. Idealerweise richtest du die Anlage so aus, dass die Mitte der Normalzone nach Süden zeigt, Feuchtzone und Teich befinden sich östlich oder westlich davon. Wenn du Schatten-Kräuter ziehen willst, kannst du ihnen auf der Nordseite oder hinter dem Teich ein eigenes Refugium schaffen: Die zumeist in Wäldern beheimateten Schattenkräuter verlangen frischen oder feuchten Boden und vertragen wenig Sonne.
Bevor du den kleinen Berg errichtest, überlege dir, ob du Kräuter anbauen möchtest, die extreme Feuchtigkeit benötigen, denn dann beginnt der Bau mit dem Teich für Brunnenkresse, Bachbunge & Co. Anderenfalls besteht die niedrigste Ebene aus Humus und Kompost, dem du ruhig etwas Lehm sowie eine großzügige Menge mineralischer Feuchtigkeitsspeicher (Tonkügelchen, Katzenstreu) hinzufügen kannst. Wenn du keinen Teich baust, der die Feuchtzone normalerweise mitversorgt, braucht die Ebene viel Wasser – sie muss stets gut durchtränkt sein. Das Äquivalent zu Teich und Feuchtzone ist der Uferbereich des Gartenteichs, dort gedeihen durstige Kräuter ebenfalls.
Die Normalzone nimmt die größte Fläche ein, sie liegt teils voll-, teils absonnig und bildet den Anstieg von der Feucht- zur Trockenzone. Befülle sie mit einer Drainageschicht aus Kies, darüber mit reichlich Humus und Kompost sowie mit mineralischen Granulaten. Diese Ebene stimmt mit mäßig bis gut ernährten Gartenbeeten überein, die entsprechenden Kräuter kannst du also in fast jedem Beet kultivieren. Beachte dabei aber, dass Kräuter gewöhnlich weniger hungrig sind als die meisten Gemüse.
Die Bergspitze besiedeln deine mediterranen Trocken-Kräuter, befülle die Trockenzone deshalb großzügig mit Bauschutt, Feldsteinen, grobem Kies oder einer ähnlich gut drainierenden Schicht, bevor du Sand und zuoberst ein lockeres, durchlässiges Sand-Humus-Gemisch aufbringst. Diese Kräuter reagieren empfindlich auf anhaltende Feuchtigkeit und Staunässe. Düngung braucht die höchste Etage ebenfalls kaum, eine jährliche Kompostgabe sowie etwas Algenkalk und Steinmehl sind ausreichend. Arten, die solche extremen Bedingungen lieben, kannst du alternativ im Steingarten anbauen.
Die Kräuter
Basilikum (Ocimum basilicum)
Frosthart: nein
Mehrjährig: nein
Wuchshöhe: 20 bis 60 cm
Kultur: Kübel
Standort: sonnig und geschützt, kompost-humos, nahrhaft, dauerhaft feucht ohne Staunässe
Weitere Bezeichnungen: Königskraut
Basilikum ist nicht ganz leicht zu kultivieren, weil das mediterrane Kraut, das vermutlich ursprünglich aus den Tropen stammt, gleichermaßen Wärme und Feuchtigkeit braucht. Diese Bedingungen führen in unseren Breiten fast immer zu Krankheiten, denn sie sind hierzulande allenfalls im Hochsommer auf natürliche Weise erfüllbar. Zudem möchte Basilikum nicht luftig stehen; der Wind würde allerdings Krankheiten vorbeugen, die durch feuchte Wärme begünstigt werden …
Um dennoch gesunde Pflanzen zu ziehen, säe Basilikum in einen Kübel, den du auf der Fensterbank oder im Gewächshaus ständig feucht und warm hältst. Wenn die Pflänzchen mehrere Triebe besitzen, kannst du gegebenenfalls auslichten. Einfacher und sicherer ist es, vorgezogene Jungpflanzen zu kaufen. Nach den Eisheiligen, also nach Mitte Mai, darf Basilikum ins Freiland. Empfehlenswert ist, den Kübel in einem normal bis gut gedüngten Beet einzugraben und die Erde mit etwas Stroh abzudecken. Auf diese Weise hält sich die Feuchtigkeit im Kübel besser. Sobald die Nachttemperaturen dauerhaft 10 °C unterschreiten, gräbst du den Kübel wieder aus und spendierst ihm ein warmes, helles Plätzchen im Haus, möglichst bei nicht zu trockener Luft. Ideale Standorte für Basilikum sind das Tomatenbeet sowie in der Kräuterspirale die Feuchtzone an der Grenze zur Normalzone, direkt vor wärmespeichernden Steinen. In Mischkultur mit Gurken begünstigt Basilikum die Gesundheit seiner Nachbarpflanzen.
Pflege:
Bei weniger als 12 °C stellt Basilikum das Wachstum ein und erkrankt schnell durch Pilze. In kühlen Sommern ist er deshalb besser im Gewächshaus oder auf der Fensterbank aufgehoben. Dünge während der gesamten Wachstumsphase monatlich mit Brennnesseljauche, am besten in Kombination mit der kieselsäurehaltigeren Ackerschachtelhalmjauche. Achte darauf, das Kraut ausreichend zu wässern, ohne aber Staunässe aufkommen zu lassen.
Ernte:
Pflücke die Blättchen frisch während der Wachstumsphase. Basilikum zu trocknen, ist zwar möglich, er verliert dabei aber viel Aroma.
Sortenwahl:
Entscheide einfach nach Geschmack und ästhetischem Empfinden: Kleinblättrige, grüne Sorten besitzen ein eher feines Aroma, während die großblättrigen roten Sorten herber schmecken. Frostharten Basilikum gibt es nicht, auch der als winterhart angebotene „Gartenbasilikum“ muss frostfrei gehalten werden. In milden Gegenden können sich aber Versuche mit Winterschutz durch Vlies lohnen.
Bohnenkraut (Satureja hortensis und Satureja montana)
Frosthart: nein/ja
Mehrjährig: nein/ja
Wuchshöhe: 10 bis 60 cm
Kultur: Freiland
Standort: sonnig, sandig-humos, karg und trocken
Weitere Bezeichnungen: (einjähriges) Garten-Bohnenkraut, Sommer-Bohnenkraut/(zweijähriges) Bergbohnenkraut, Winter-Bohnenkraut
Bohnenkraut stammt aus dem Mittelmeerraum, deshalb braucht es bei uns ein sonniges Beet. Kultiviert werden hierzulande das einjährige Bohnenkraut sowie das dauerhafte Bergbohnenkraut, Beide kannst du unter denselben Bedingungen ziehen: Sie fühlen sich in armer, trockener Erde wohl. Das einjährige Bohnenkraut säst du nach den Eisheiligen bis zur zweiten Juniwoche direkt ins Bohnenbeet, dort hilft es gegen schwarze Blattläuse: Ziehe flache Rillen zwischen den Bohnenreihen und decke die bei Licht keimende Saat nur dünn ab. Wenn die Exemplare später dichter als 25 Zentimeter beieinander stehen, lichte sie aus, damit sie sich gesund entwickeln. Die Saat für das nächste Jahr gewinnst du von diesen Pflanzen selbst. Das dauerhafte Bergbohnenkraut erhältst du in der Gärtnerei. Pflanze es entweder in den Steingarten oder in die Trockenzone der Kräuterspirale.
Pflege:
Wenn du den Boden mit Kompost vorbereitet hast, ist keine weitere Düngung nötig. Bergbohnenkraut kannst du ab dem zweiten Standjahr jeweils im Frühling einmalig Kompost spendieren, sobald das Wachstum wieder einsetzt. Insbesondere dieses mehrjährige Bohnenkraut möchte nur gewässert werden, wenn der Boden vollständig auszutrocknen droht.
Ernte:
Pflücke während der Wachstumsperiode die frischen Blätter. Falls du Bohnenkraut konservieren möchtest, schneide die Stängel kurz vor oder während der Blüte ab, trockne sie in Sträußen, streife dann die Blättchen ab und bewahre sie in verschlossenen Gläsern auf.
Sortenwahl:
Beide Arten besitzen nahezu das gleiche Aroma, Bergbohnenkraut ist möglicherweise etwas herber. Für den geringeren Arbeitsaufwand ist es sicherlich die richtige Wahl, weil die dauerhafte Pflanze nach einiger Zeit zu einem verholzenden Zwergstrauch wird, der völlig anspruchslos gedeiht. Das einjährige Bohnenkraut bietet allerdings den Vorteil der idealen Mischkultur im Bohnenbeet.
Der zweite Teil unserer sieben teiligen Serie wird sich mit weiteren Kräutern befassen und dir Tipps zum Pflanzenkauf geben.