Der Versuch, im Supermarkt erworbene Kräutertöpfchen ins Freiland zu setzen, ist meistens zum Scheitern verurteilt, weil die Pflanzen hoffnungslos überdüngt sind: Dadurch produzieren sie viel Blattmasse, ohne Abwehrkräfte aufbauen zu können, weshalb sie einerseits kaum anpassungsfähig sind und andererseits Krankheiten Tür und Tor öffnen. Falls es dich dennoch lockt, das einmal zu versuchen, greife zu Schnittlauch. Das heimische Kraut verzeiht manchen Fehler. Bedenke aber, dass Supermarkt-Kräuter durch Transport und Standbedingungen ohnehin gestresst sind: Gib ihnen eine Woche Zeit, sich auf der Terrasse zu akklimatisieren, bevor du sie in den Garten umsiedelst.
Eine bessere Bezugsquelle für Jungpflanzen ist die Gärtnerei, vor allem die Bio-Gärtnerei, denn dort kannst du sicher sein, dass Küchenkräuter nicht mit hochkonzentrierten Pestiziden behandelt werden. Sowohl für die lokale Gärtnerei als auch für den Versandhandel gilt: Transport bedeutet Stress für die Pflanzen. Am besten sind auch hier ein paar Tage Wartezeit, damit sich deine Einwanderer an ihr neues Zuhause gewöhnen können, besonders wenn du sie aus einer Versandgärtnerei beziehst.
Ein- und Zweijährige sind preiswert aus Samen zu kultivieren, zumindest bei einheimischen Kräutern gelingt das problemlos. Bei empfindlicheren Arten ist es sicherer, sie vorgezogen zu kaufen. Mehrjährige, wüchsige Kräuter kannst du manchmal kostenlos von netten Nachbarn bekommen. Wenn du Jungpflanzen in der Gärtnerei kaufst, achte darauf, dass die Exemplare einen spannkräftigen Eindruck machen und frische Triebspitzen oder Knospen zeigen – das sind Anzeichen für Gesundheit und Wuchsfreude. Kräuter mit verdorrten oder abgeknickten Zweigen kaufe besser nur, wenn du genau weißt, wie du sie wieder aufpäppelst. Angefressene oder verformte Blätter sowie Ungeziefer oder Flecken an Laub und Stängeln sind Gründe, die Gärtnerei sofort zu verlassen – mit solchen Pflanzen würdest du Krankheiten in deinen Garten einschleppen.
Die Kräuter
Borretsch (Borago officinalis)
Frosthart: nein
Mehrjährig: nein
Wuchshöhe: 30 bis 80 cm
Kultur: Freiland
Standort: sonnig, luftig, kompost-humos, frisch bis durchlässig-feucht
Weitere Bezeichnungen: Boretsch, Gurkenkraut
Borretschblüte
Der vermutlich ebenfalls aus dem Mittelmeerraum stammende Borretsch gedeiht in unseren Breiten sehr gut, wenn er in durchlässigem, nahrhaftem und frischem Boden steht. Eine Besonderheit gilt es zu beachten: Falls die Exemplare zu dicht wachsen, sind sie anfällig für Pilzerkrankungen. Säe das Kraut deshalb zwischen April und Juni an einem möglichst luftigen Platz in Komposterde aus, jede Pflanze braucht circa 30 x 50 Zentimeter Abstand. Drücke ein drei Zentimeter tiefes Loch in den Boden, lege ein einzelnes der großen Samenkörner hinein, decke es ab und presse die Erde leicht an, bevor du gründlich gießt. Wenn sich Borretsch bei dir wohlfühlt, sät er sich selbst aus. Allen Kohlarten sowie den ebenfalls hungrigen Zucchini ist Borretsch ein guter Nachbar. Säe das Kraut entweder in ein solches Starkzehrerbeet oder in der Kräuterspirale in den unteren Bereich der Normalzone.
Pflege:
Das saftige Kraut verträgt kräftige Wassergüsse und monatliche Gaben von Brennnesseljauche, Trockenheit schadet ihm. Die Samen erntest du von der Pflanze oder sammelst sie vom Beet.
Ernte:
Konservierbar ist Borretsch nicht, aber du kannst sowohl frisch getriebene Blättchen als auch die Blüten laufend ernten.
Sortenwahl: –
Dill (Anethum graveolens)
Frosthart: nein
Mehrjährig: nein
Wuchshöhe: 50 bis 120 cm
Kultur: Freiland
Standort: sonnig mit beschattetem Wurzelbereich, humos bis kompost-humos, frisch bis durchlässig-feucht
Weitere Bezeichnungen: Gurkenkraut
Das aus Vorderasien stammenden Kraut wird nahezu weltweit kultiviert, in Europa baut man es seit Jahrhunderten an. Dill wächst in jedem normal ernährten Gartenboden, möchte aber „kühle Füße“ haben. Deshalb ist er ideal für Mischkulturen geeignet, die er seinerseits unterstützt und die ihm diesen Gefallen erweisen, anderenfalls braucht er Mulch. Bekannt ist die Partnerschaft mit Gurken, deren große Blätter den Wurzelbereich ihrer Nachbarn vor dem Austrocknen bewahren. Wenn du Dillsamen zu Saaten von Kohlarten, Möhren, Gurken, Rote Bete, Zwiebeln oder Salat streust, keimen diese Gemüse schneller. Willst du das Kraut für sich säen, ist der früheste Zeitpunkt der April. Falls du Dill in der Kräuterspirale ziehen möchtest, gib ihm einen sonnigen Platz im unteren Bereich der Normalzone.
Pflege:
Gieße Dill lieber etwas großzügiger als zu wenig, dünge ihn gelegentlich mit Brennnesseljauche. Wenn du ihn gemeinsam mit Gemüse ziehst, erhält er dieselbe Behandlung wie diese Pflanzen, mehr braucht er nicht.
Ernte:
Die Blättchen kannst du laufend ernten, die Samen sammelst du am besten, wenn sie sich bereits braun färben. Das Laub verliert beim Einfrieren Geschmack, aber die Samen lassen sich getrocknet in Gläsern aufbewahren.
Sortenwahl:
Da das Kraut seit langer Zeit gezüchtet wird, sind etliche Sorten erhältlich. Viel Grün geben „San“ und „Vierling“, „Tetra Dill“ erzeugt große Mengen Samen.
Estragon (Artemisia dracunculus)
Frosthart: bedingt
Mehrjährig: ja
Wuchshöhe: 50 bis 150 cm
Kultur: Freiland
Standort: sonnig bis absonnig, kompost-humos, nahrhaft, frisch bis durchlässig-feucht
Weitere Bezeichnungen: Dragon, Essigkraut, Bertram
Estragon im Königlich-Botanischen Garten von Madrid
Es gibt zwei Sorten Estragon: den bis -10 °C frostharten, jedoch kaum aromatischen Russischen Estragon sowie den Französischen beziehungsweise Deutschen Estragon, der zwar empfindlicher, dafür aber sehr aromatisch ist. In Gärtnereien wird zumeist der Russische Estragon angeboten, weil er sich unkompliziert dauerhaft kultivieren lässt. Den Französischen Estragon bekommst du als Saat. Beide Sorten stellen dieselben Standortansprüche: Sie stehen gerne hell und vertragen volle Sonne, der Platz muss warm und geschützt sein. Seinen Boden hat Estragon gerne nahrhaft und frisch, zumindest der Wurzelgrund darf nicht austrocknen. Am besten ist es, wenn der Wurzelbereich durch Nachbarpflanzen beschattet wird, anderenfalls ist Mulch nötig. Pflanze oder säe das Kraut deshalb an die Grenze zwischen Normal- und Feuchtzone der Kräuterspirale oder zu Stark- beziehungsweise Mittelzehrern ins Gemüsebeet. In jedem Fall ist die Pflanze dankbar für Kompost, Feuchtigkeitsspeicher und Gesteinsmehl im Pflanzloch. Estragon ist eine der wenigen Arten, die nicht unter der Nachbarschaft zu Liebstöckel leiden.
Pflege:
Solltest du den Estragon im Gemüsegarten untergebracht haben, dann pflege ihn wie seine Nachbarn. In der Kräuterspirale braucht er reichlich Wasser, von Zeit zu Zeit eine Gabe Brennnesseljauche und gelegentlich etwas Steinmehl. Du kannst versuchen, auch den Französischen Estragon mehrjährig zu ziehen, mit etwas Winterschutz aus Reisig übersteht er geringeren Frost durchaus. Besonders in den ersten Jahren ist es angemessen, ihn großzügig zu schützen, später verträgt er strengere Fröste.
Ernte:
Pflücke frische Triebspitzen während der Wachstumsperiode nach Bedarf. Getrocknet verliert das Kraut viel Aroma, aber in Estragonessig lässt es sich bewahren.
Sortenwahl:
Für die Küche ist der schmackhafte Französische/Deutsche Estragon die erste Wahl. Der widerstandsfähigere Russische Estragon bietet sich als Alternative für raue Lagen an.
Im dritten Teil unserer Serie erfährst Du etwas über die Anzucht der Pflanzen, außerdem stellen wir dir natürlich weitere Küchenkräuter vor.
Bildnachweis:
Titelbild – Basilikum CC0 Public Domain-Pixabay.com
die Kräuter für den Supermarkt werden nicht stark gedüngt, weil die jungen Pflanzen dies gar nicht vertragen würden! Der Einsatz von Pestiziden ist ebenfalls verboten; es werden viele Versuche auch in konventionellen Betrieben mit “Biomitteln” gemacht und mit dem Einsatz von Nutzinsekten! Die Kräuter für den Supermarkt werden aber dicht in Töpfe gesät und im Gewächshaus angebaut; sie sind eine gute Alternative für abgeschnittene Kräuter, die schnell welk werden! Sie sind gar nicht zum weiterziehen gedacht! Bei einigen Arten kann man dies trotzdem, indem man die Wurzelballen in 2-4 Teile teilt und das Ganze entsprechend mit Abstand in Töpfe/Kästen ect. pflanzt. Aber stabiler sind Kräuter aus der Baumschule, die im Freien gezogen wurden. Übrigens: Französischen oder Deutschen Estragon kann man nicht säen, sondern nur vegetativ vermehren; nur der russische lässt sich säen. Also: alles angebotene Estragon-Saatgut stammt vom russischen!