H. Zell, GNU (Wikipedia Commons) – Habitus”
Artemisia vulgaris (syn.: Artemisia opulenta, Artemisia samamisica, Artemisia superba)
Weitere Bezeichnungen: Beifuss, Gemeiner Beifuß, Gewöhnlicher Beifuß, Gewürzbeifuß, Wilder Wermut, Werzwisch, Wisch, Gänsekraut, Besenkraut, Gürtelkraut, Johannisgürtelkraut, Sonnenwendgürtel, Sonnenwendkraut, Jungfernkraut, Weiberkraut
Überblick | |
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Standort | Sonnig bis halbschattig, in jedem Boden |
Wuchshöhe | 80 – 200 cm |
Blütezeit | Juli – September |
Winterhart | Ja |
Mehrjährig | Ja |
Vermehrung | Aussaat, Wurzelteilung |
Verwendung | Küche, Medizin, Parfum, biologischer Pflanzenschutz, Brauchtum |
Beschreibung
H. Zell, GNU (Wikipedia Commons) – Blüte
Beifuß treibt im Frühjahr aus seinem Rhizom einen oder mehrere aufrechte Stängel, die dicht mit drei- bis fünffach gelapptem oder fiederteiligem, gegenständig angeordnetem Laub besetzt sind. Das grundständige Laub ist häufig gelappt und weniger ausdifferenziert als das zierlichere, an Stängel und Zweigen befindliche Laub. Junge Triebe sind von frischem Grün, ältere Blätter färben sich auf der Oberseite dunkelgrün, die weiß behaarte Blattunterseite schimmert silbrig-hellgrün. Der harte Stängel sowie seine zahlreichen Zweige wirken rot oder schwärzlich überlaufen und färben sich im Laufe des Sommers dunkler. Ab Ende Juni erscheinen an den Zweigen und am Ende der Hauptachse reich besetzte Blütenrispen, die je nach Standort ab Juli silbrig-grün, rötlich, gelb-grün oder braun erblühen, immer sind die unzähligen Korbblüten klein und unscheinbar. Unterhalb der Rispen befindet sich zumeist ein einzelnes lanzettliches Blättchen.
Woher der weltweit verbreitete Beifuß ursprünglich stammt, ist heute nicht mehr zu ermitteln. Man nimmt an, dass er sich während der Jungsteinzeit im Zuge des Ackerbaus verbreiten konnte. In Mitteleuropa belegen die bisher ältesten Funde sein Vorkommen seit jener Zeit, ab etwa 5600 v. Chr. Die häufig anzutreffende Art ist anpassungsfähig und anspruchslos, weshalb sie vor allem in (ehemaligen) Siedlungsgebieten und auf Brachen häufig wild anzutreffen ist.
Systematik | |
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Ordnung | Asternartige (Asterales) |
Familie | Korbblütler (Asteraceae) |
Unterfamilie | Asteroideae/Anthemideae/Artemisiinae |
Gattung | Artemisia |
Arten | Gemeiner Beifuß (Artemisia vulgaris) |
Bedeutung und Verwendung
Johann Georg und Jacob Sturm: Echter Beifuß; in: Deutschlands Flora in Abbildungen; bei Wikipedia Commons
Bedeutung
Bereits allen Hochkulturen der Antike galt Beifuß als geschätztes, nicht selten als heiliges Kraut. Im Altertum war es weiblichen beziehungsweise Muttergöttinnen geweiht. In der Marienverehrung – Beifuß gehört in den Strauß zur Marienweihe – findet sich noch immer die Spur vorchristlicher Mutterkulte. Zur Sommersonnenwende sammelten die Germanen Beifußtriebe, um sie als geflochtenen Gürtel am Leib zu tragen. Auch dieser Brauch hat die Christianisierung überlebt – der Thorsgürtel wurde zum Johannisgürtel: Man flocht das Kraut am 21. Juni und trug es als Gürtel am oder bis zum Johannistag, dem 24. Juni.
Als Heilkraut wurde Beifuß bei Appetitlosigkeit, Verdauungs- und Gallenproblemen, zur Beruhigung, bei Muskelschmerzen, kalten Extremitäten, gegen Pilzerkrankungen, Frauenleiden und zum Einleiten der Wehen eingesetzt. Außerdem empfahlen ihn die Autoren des Altertums, des Mittelalters und der frühen Neuzeit als linderndes Kraut bei von Wanderungen schmerzenden Füßen. Manch wohltuende oder heilsame Wirkung wird in der Gegenwart dem Aberglauben zugeschrieben. Pharmakologen schätzen seinen Verwandten, den Wermut, höher – allerdings hat der mildere Beifuß ein breiteres Anwendungsspektrum. Heutzutage ist er (unverdientermaßen) zum beinahe bloßen Küchenkraut gesunken, das die Verdauung fetter Speisen erleichtert, indem es Magen- und Gallensaftproduktion stimuliert. Die wirtschaftlich bedeutendste Verwendung findet eines der ätherischen Öle des Krauts: Linalool, das in zahlreichen Kosmetikprodukten und Parfums als Duftstoff eingesetzt wird.
Verwendung
Beifuß passt als Gewürz zu deftigen Speisen sowie zu Käse, Quark, kräftigen Eintöpfen und würzigen Wildsalaten. Bekannt ist er als Zutat in der Füllung des Gänsebratens sowie als Wurstgewürz; in beiden Fällen begünstigt er die Verdauung der Fette. Für die Küche werden die frischen oder getrockneten, zerkleinerten Blätter verwendet. Innerlich kann Beifuß-Tee bei Übelkeit, Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden helfen, außerdem beruhigt er Nervöse und Schlaflose. Als Einschlafhilfe ist auch ein Kräuterkissen geeignet, worin Beifuß mit Baldrianblüten und Melissenkraut eingenäht wird. Der Tee des blühenden Krauts entkrampft, weshalb er Menstruationsschmerzen lindert. Als Alternative, um durch äußerliche Anwendung in den Genuss der wärmenden, entkrampfenden, durchblutungsfördernden Wirkung zu kommen, empfehlen sich Sitz- und Fußbäder bei kalten Extremitäten oder krampfartigen Schmerzen. Gegen rheumatische oder Muskelschmerzen helfen das als Massageöl eingesetzte Beifußöl sowie Umschläge des zerquetschten Laubs. Müde Füße lassen sich bereits während der Wanderung lindern, indem man etwas Beifußlaub in die Schuhe legt.
Aber:
Beifuß gehört zu jenen Kräutern, die innerlich nicht zum Dauergebrauch geeignet sind und allergische Reaktionen auslösen können. Die Pollen können zu asthmatischen Anfällen führen. Duftsensible sollten sich grundsätzlich von Beifuß (sowie von kosmetischen Produkten mit Linalool) fernhalten, um Unverträglichkeitsreaktionen vorzubeugen. Schwangere sind gut beraten, auf die innerliche Anwendung sämtlicher Artemisia-Arten zu verzichten, weil sie eine vorzeitige Geburt verursachen können.
Im naturnahen Garten ist Beifuß ein guter Nachbar für alle häufig von Pilzerkrankungen betroffenen Arten. Die Triebspitzen eignen sich als Mulch für solche Pflanzen, der Kaltwasserauszug dient als vorbeugende Spritzung.
Gartentipps
Rita Erfurt, GNU (Wikipedia Commons) – Frühjahrsaustrieb
Anbau
Beifuß gedeiht, außer im tiefen Schatten, überall und ist mit jedem Boden zufrieden. Säe ihn im Herbst oder im Frühjahr aus, ohne die bei Licht keimende Saat zu bedecken. Du kannst auch
eine wild wachsende Pflanze ausgraben oder teilen, die du zwischen Juni und September einpflanzt. Das Kraut mag humosen Boden und einen sonnigen Standort, braucht beides aber nicht zwingend.
Pflege
Keine
Ernte
– Küche: frisches Laub (auch zum Trocknen) vor der Blüte
– Heilkraut: die oberen zwei Drittel des blühenden Krauts abschneiden und zum Trocknen an einen schattigen, luftigen Platz hängen. Dieser Sommerschnitt fördert gleichzeitig das Wachstum.