F. E. Köhler, Kleine Bibernelle; in: Köhlers Medizinal-Pflanzen; bei Wikipedia Commons”
Pimpinella saxifraga
Weitere Bezeichnungen: Gemeine Bibernelle, Steinbrech, Steinbrechwurz, Steinpetersilie, Bockwurz, Pfefferwurz, Bumbernell
Überblick | |
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Standort | Sonnig, in trockenem bis frischem, kalkhaltigem, magerem Boden |
Wuchshöhe | 30 – 60 cm |
Blütezeit | Juni – Oktober |
Winterhart | Ja |
Mehrjährig | Ja |
Vermehrung | Aussaat |
Verwendung | Medizin, Zeigerpflanze |
Beschreibung
James K. Lindsey, CC (Wikipedia Commons) – Fieder am Stängel
Die Kleine Bibernelle wächst aus ihrer Pfahlwurzel zu einem ausdauernden Kraut heran, das meist nicht größer als 40 Zentimeter wird. Sie bildet eine Rosette gestielter, gefiederter Blätter, auch der gerillte Stängel ist mit gefiederten Blättern belaubt. Die Blättchen der grundständigen Fieder sind rundlich-oval, gezähnt, auf der Oberseite kahl, die Unterseite ist spärlich behaart. Die Blättchen des wechselständig am Stängel angeordnete Laubs können von verschiedener Form sein: rundlich, lanzettlich, ganzrandig oder gezähnt. Ab Mai erscheinen die völlig kahlen Blütenstände, sie besitzen weder Kelch- noch Hüllblätter. Zwischen Juni und Oktober blüht die Kleine Bibernelle weiß in bis zu 15-strahligen Doppeldolden. Die Früchte sind oval-herzförmig und beinahe glatt. Die auf bestimmte Standorte spezialisierten Unterarten unterscheiden sich hinsichtlich der Fiederblättchen und der Blütenfarbe von der Hauptform.
Von der Kleinen Bibernelle wird angenommen, dass sie ursprünglich aus Kleinasien beziehungsweise dem Mittelmeerraum stammt, jedoch mit dem Aufkommen des Ackerbaus früh ins nördlichere Europa kam, womöglich bereits während der Jungsteinzeit. Heute ist sie in ganz Europa und bis nach Zentralasien heimisch und verbreitet, in Nordamerika ist sie eingeschleppt. Bestände bildet sie auf Erosionsflächen, Magerwiesen und Trockenrasen, an trockenen bis frischen Hängen bis 2000 Meter Höhe, an Wegrändern und in Felsritzen.
Kleine und Große Bibernelle (Pimpinella major) werden oft verwechselt, es gibt jedoch sichere Unterscheidungsmerkmale: Zunächst bevorzugen die beiden Kräuter gegensätzliche Standorte, die Kleine Bibernelle braucht mageren, eher trockenen Boden, während die Große Bibernelle an feuchten, nahrhaften Standorten wächst. Die Fiederblättchen der Kleinen Bibernelle sind rundlich, die der Großen Bibernelle spitz-oval. Der Stängel der Großen Bibernelle ist hohl und kantig gefurcht, die Kleine Bibernelle besitzt einen fast vollen, walzenförmigen, flach gerillten Stängel. Die Große Bibernelle ist ein Sommerblüher, die Kleine Bibernelle blüht bis weit in den Herbst hinein. Die Große Bibernelle bildet flach-ovale, deutlich geriefte Früchte, während die Kleine Bibernelle fast glatte Samen besitzt, die am Grund herzförmig wirken.
Systematik | |
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Ordnung | Doldenblütlerartige (Apiales) |
Familie | Doldenblütler (Apiaceae) |
Unterfamilie | Apioideae |
Gattung | Bibernellen (Pimpinella) |
Arten | Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) mit drei Unterarten und zahlreichen Varietäten |
Bedeutung und Verwendung
Bedeutung
Die Kleine Bibernelle ist, mehr noch als ihr große Verwandte, als traditionelles Heilkraut überliefert. Ob man sie bereits im Altertum und im Mittelalter schätzte, ist wegen der Unklarheit der Bezeichnungen nicht mehr auszumachen; im frühen 17. Jahrhundert finden sich die ersten eindeutigen Zuordnungen. Die medizinischen Anwendungsgebiete der Kleinen und der Großen Bibernelle gleichen sich. Die Wurzel beider Arten wird als Droge Pimpinellae radix vor allem bei Husten und Erkrankungen der oberen Atemwege als Tee gegeben. Für Garten und Landwirtschaft ist die Kleine Bibernelle als Magerzeiger von Bedeutung, ökologisch dient sie seltenen Faltern als Futterpflanze.
Verwendung
Die scharf schmeckende Wurzel kann bei Husten frisch gekaut oder getrocknet und zerkleinert als Tee zubereitet werden.
Gartentipps
$Mathe94$, GNU (Wikipedia Commons) – Blütenstand
Anbau
Säe die Kleine Bibernelle im März oder April in Sand, ohne die Saat zu bedecken, weil sie zum Keimen Licht braucht. Sollte der Boden zu sauer sein, mische den Sand vorher mit Kalk. Der Boden darf frisch, jedoch nicht feucht sein, vor allem soll er durchlässig und reich an Mineralien sein; Steine sind gute Gesellschaft für die Kleine Bibernelle.
Pflege
Falls nötig, jährlich Kalk geben
Ernte
Die Wurzel ab dem zweiten Jahr im Herbst