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Bocksbart

C. A. M. Lindman, Tragopogon pratensis; in: Bilder ur Nordens Flora; bei Wikipedia Commons
C. A. M. Lindman, Tragopogon pratensis; in: Bilder ur Nordens Flora; bei Wikipedia Commons”

Tragopogon pratensis (veraltet: T. pretense) und T. porrifolius

Weitere Bezeichnungen: Wiesenbocksbart und Haferwurz, Haferwurzel, Habermark, Purpur-Bocksbart, Austernpflanze

Überblick
Standort Sonnig, in frischem, eher nahrhaftem Boden
Wuchshöhe 50 – 120 cm
Blütezeit Mai – Juli
Winterhart Ja
Mehrjährig Ja
Vermehrung Aussaat
Verwendung Küche, Medizin, Bienen- und Schmetterlingsweide

Beschreibung

Kurt Stüber, GNU (Wikipedia Commons) – Blüte des Wiesenbocksbarts
Kurt Stüber, GNU (Wikipedia Commons) – Blüte des Wiesenbocksbarts

Wiesenbocksbart und Haferwurz wachsen aus der bis zu 30 Zentimeter langen Pfahlwurzel im ersten Jahr zu einer grasartig wirkenden Laubrosette heran. Das Laub ist linealisch schmal, spitz zulaufend und beim Wiesenbocksbart mit einem weißen Mittelstreifen versehen. Ab dem zweiten Standjahr, beim Wiesenbocksbart oft bereits im ersten Jahr, bilden sich die hohen, in großen Abständen belaubten und unterhalb des Blütenkörbchens verdickten Blütenstängel. Die Arten blühen zwischen Mai und Juli mit Korbblüten, deren Durchmesser vier bis sechs Zentimeter betragen kann. Charakteristisch für die Bocksbärte sind ihre langen, über die Blütenblätter hinausragenden Kelchblätter. Bereits am Mittag sowie bei Regenwetter schließen sich die morgens geöffneten Blüten. Die Blüten beider Bocksbärte öffnen sich nur wenige Tage, bevor sie verblühen. Die geschlossenen „Schnäbel“ verblühter Exemplare, aus denen die Reste der Kronblätter hinausragen, sind ebenfalls kennzeichnend für die Bocksbärte. Zur Reife ab August bilden die Arten den runden Fruchtstand der Schirmchenflieger („Pusteblume“), wobei der Durchmesser des Fruchtstandes bis zu acht Zentimeter betragen kann.

Der Wiesenbocksbart wächst ein-, zweijährig oder ausdauernd, er blüht gelb. Die purpur blühende Haferwurz ist zweijährig. Man nimmt an, dass sie ursprünglich aus dem Mittelmeerraum ins nördlich der Alpen gelegene Gebiet kam, während der Wiesenbocksbart zwischen West- und Osteuropa heimisch ist. In Nordeuropa kommt er ebenfalls vor, in Nordamerika wurde er eingeschleppt, im südlichen und südöstlichen Europa sowie in Asien herrscht die Unterart T. pratensis subsp. orientalis vor. Die Haferwurz konnte nördlich der Alpen selten verwildern. Vereinzelte Bestände der Unterart T. porrifolius subsp. porrifolius finden sich in Österreich.

Systematik
Ordnung Asternartige (Asterales)
Familie Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie Cichorioideae
Gattung Bocksbärte (Tragopogon)
Arten Wiesenbocksbart (Tragopogon pratensis) mit Unterarten und zahlreichen Varietäten sowie Haferwurz (Tragopogon porrifolius) mit kultivierten/verwilderten Unterarten

Bedeutung und Verwendung

 Stephen Lea, GNU (Wikipedia Commons) – Blüte der Haferwurz
Stephen Lea, GNU (Wikipedia Commons) – Blüte der Haferwurz

Bedeutung

Beide Arten sind in allen Teilen essbar, sie enthalten im Wesentlichen Inulin, Gerbstoffe und Vitamine. Sie wirken leicht abführend und harntreibend, blutreinigend und schwach entkrampfend, weshalb sie von der Kräuterheilkunde bei Diabetes, Verstopfung sowie bei Erkrankungen der Galle und der Leber gegeben werden. Beide Arten eignen sich als Bestandteil von Frühjahrskuren. Von den Alten wurden Bocksbärte bereits als Heilkräuter geschätzt: Theophrast, Dioskur und Plinius erwähnen sie, Dioskur unter anderem als förderlich für Leber und Galle. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit werden gleichfalls sowohl kulinarische als auch medizinische Anwendungen erwähnt. Haferwurz wurde über Jahrhunderte hinweg als Gemüse kultiviert, bevor die Schwarzwurzel ihr den Rang ablief. Ein kleines Revival erlebt die Art seit dem 20. Jahrhundert durch die Öko-Bewegung, während der einheimische Wiesenbocksbart als Gemüsepflanze nahezu unbekannt ist.

Verwendung

Sämtliche Pflanzenteile können in der Küche verwendet werden: Die Wurzel wird wie Schwarzwurzel zubereitet, das Laub kann roh oder gedünstet in Salaten und Blattgemüsen genossen werden, der knospende Blütenstängel wird wie Spargel serviert. Die Pflanzen führen sowohl im Stängel als auch in der Wurzel Milchsaft, deshalb ist es am besten, sie gewaschen, jedoch ungeschält zu verwenden. Von den Wurzeln werden vor dem Bürsten nur die Neben- und Haarwurzeln entfernt. Im naturnahen Garten sind beide Arten durch Blüte und Fruchtstand ansehnlich, außerdem ziehen sie Bienen und Schmetterlinge an.

Gartentipps

 Ejdzej, GNU (Wikipedia Commons) – Fruchtstand des Wiesenbocksbarts
Ejdzej, GNU (Wikipedia Commons) – Fruchtstand des Wiesenbocksbarts

Anbau

Haferwurz möchte in voller Sonne stehen, Wiesenbocksbart ist auch mit einem absonnigen Standort zufrieden. Beide benötigen tiefgründigen, frischen und mäßig nahrhaften Boden. Am besten ist leicht saurer bis leicht basischer Sand-Humus geeignet, der Kompost und Gesteinsmehl enthalten darf. Säe die langen Samen entweder im Oktober oder zwischen März und April direkt ins Freiland.

Pflege

– Die Pflanzen profitieren von regelmäßigen Wassergaben und einer monatlichen Gabe Pflanzenjauche.
– Wiesenbocksbart wird gelegentlich von schwarzen Blattläusen heimgesucht, spritze ihn deshalb vorbeugend mit Tee vom Acker-Schachtelhalm, besonders unmittelbar unter der Blütenknospe.

Ernte

– Wurzel: Haferwurz im Herbst des ersten Jahres, Wiesenbocksbart im Mai oder Juni vor der Blüte, danach wird die Wurzel holzig
– Stängel: die oberen 20 bis 30 Zentimeter des knospenden Blütenstängels
– Blätter: ab April bis zur Reife frisch nach Bedarf
– Samen zur Vermehrung: Juli bis August

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