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Brennnessel, Große und Kleine

Frank Vincentz, GNU (Wikipedia Commons) – Große Brennnessel, Habitus und weibliche Blüten
Frank Vincentz, GNU (Wikipedia Commons) – Große Brennnessel, Habitus und weibliche Blüten”

Urtica dioica und Urtica urens

Weitere Bezeichnungen: Große Nessel, Hanfnessel, Bastnessel und Eiternessel, Brandnessel

Überblick
Standort Absonnig bis schattig, in frischem bis mäßig feuchtem, nahrhaftem Boden
Wuchshöhe 40 – 150 cm und 30 bis 60 cm
Blütezeit Juli – Oktober
Winterhart Ja
Mehrjährig Ja
Vermehrung Aussaat, Wurzelausläufer
Verwendung Medizin, Küche, Industrie und (biologische) Landwirtschaft, Kosmetik, Zeigerpflanze, Schmetterlingspflanze

Beschreibung

H. Zell, GNU (Wikipedia Commons) – Kleine Brennnessel, Habitus
H. Zell, GNU (Wikipedia Commons) – Kleine Brennnessel, Habitus

Die in Europa heimische und, außer an den Polregionen sowie in den Tropen, überall vorkommende, ausdauernde Große Brennnessel wächst aufrecht, zumeist nicht verzweigt, mit einem kantigen Stängel, woran das Laub gegenständig angeordnet ist. Die gezähnten, spitz-ovalen Blätter sind gestielt, oberseits kräftig grün und kahl, unterseits heller und behaart. Die Große Brennnessel besitzt drei verschiedene Arten der Behaarung, die Brennhaare befinden sich an Blättern und Blattstielen. Bei Berührung brechen sie, woraufhin die darin befindliche Ameisensäure freigesetzt wird. Ab Juli erscheinen in den Blattachseln die unscheinbaren, grünlichen Blüten in Rispen. Männliche Blütenstände stehen waage- oder aufrecht, während weibliche Blüten hängende Rispen bilden. Die ab September reifenden Früchte werden durch Tier, Mensch und Wind verbreitet. Nach der geschlechtlichen Vermehrung setzt die vegetative Vermehrung durch unterirdische Ausläufer ein, wobei sich innerhalb weniger Jahre lockere oder dichte Bestände bilden können.

Die einjährige Kleine Brennnessel wird höchstens 60 Zentimeter hoch und wirkt insgesamt kompakter. Das Laub ist rundlicher als das der Großen Brennnessel, ebenfalls gegenständig und gezähnt, jedoch zahlreicher und somit dichter. Die in den Blattachseln erscheinenden Blütenrispen sind kürzer. Ursprünglich stammt die Art vermutlich nicht aus Europa, sie gilt als eingebürgert.

Beide Brennnesseln bevorzugen frische, stickstoffreiche Böden an sonnigen bis schattigen Standorten. Sie sind typische Pionierpflanzen auf Schuttplätzen und Brachen sowie Siedlungsbegleiter des Menschen. Natürliche oder verwilderte Bestände finden sich in Acker- und Siedlungsnähe sowie in Wäldern, am Wegrand und in Wiesen.

Systematik
Ordnung Rosenartige (Rosales)
Familie Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Unterfamilie (Tribus) Urticeae
Gattung Brennnesseln (Urtica)
Arten Große Brennnessel (Urtica dioica) mit zwei europäischen Unterarten und Kleine Brennnessel (Urtica urens)

Bedeutung und Verwendung

 Kobako, CC (Wikipedia Commons) – Brennnesselspinat
Kobako, CC (Wikipedia Commons) – Brennnesselspinat

Bedeutung

Brennnesseln sind, neben Algen, die wohl wirtschaftlich bedeutendsten Wildpflanzen der Gegenwart. Bereits vor Jahrtausenden nutzte man sie medizinisch gegen Harnwegserkrankungen, Gicht, Rheuma und zur Blutreinigung. Die Pflanzen enthalten diverse pharmakologisch interessante Inhaltsstoffe, Vitamine, Kieselsäure und in den Brennhaaren unter anderem Histamin und Serotonin. Bis zur Industrialisierung wurde die Große Brennnessel als Faserpflanze angebaut. Obwohl sie sich zu diesem Zweck kaum industriell verarbeiten lässt, ist das Interesse daran seit den 1990er Jahren wieder erwacht. In großem Maßstab nutzt man hingegen das reichlich vorhandene Chlorophyll der Brennnessel, das unter anderem als grüner Farbstoff in Lebensmitteln dient. In der Küche werden Laub und Frühjahrsaustrieb als Blattgemüse zubereitet. Das in den reifen Nüsschen enthaltene Öl gilt als Delikatesse.

Ökologisch ist die Große Brennnessel als Futterpflanze für die Raupen mehrerer spezialisierter Schmetterlinge wichtig. Beide Arten zeigen frische, stickstoffreiche Böden an. Wo die Kleine Brennnessel auftaucht, ist von Überdüngung auszugehen. In der biologischen Landwirtschaft sowie im Garten sind Jauche, Kaltauszug und Tee aus Brennnesseln wertvolle Dünge- und Pflanzenschutzmittel, darüber hinaus sind Brennnesseln vorzügliches Geflügel- und Viehfutter.

Verwendung

Die kräuterkundlichen Hauptanwendungsgebiete beider Brennnesseln sind Harnwegserkrankungen, Gicht und Rheuma. Innerlich wird der Tee des Laubs oder Krauts wegen seines diuretischen Effekts angewendet. Der Tee der Wurzel oder ein eingenommener Wurzelextrakt erleichtert das Wasserlassen bei Prostatabeschwerden. Die Tinktur des Brennnessellaubs oder der Wurzel wird äußerlich als anregende Haarkur genutzt. Brennnesseltee ist ein guter Begleiter beim Entschlacken.

In der Küche passt junges Brennnesselgrün, wenn es wie andere Blattgemüse bereitet wird, zu Kartoffeln und Geflügel. Das Laub eignet sich überdies für Kräutersuppen. Im Garten können sowohl Kaltauszug als auch Tee zum Pflanzenschutz eingesetzt werden, während die Jauche ein ausgezeichneter Dünger ist. Nicht blühende und entwurzelte Brennnesseln eignen sich als Mulch.

Gartentipps

 Frank Vincentz, GNU (Wikipedia Commons) – Große Brennnessel, männliche Blüten
Frank Vincentz, GNU (Wikipedia Commons) – Große Brennnessel, männliche Blüten

Anbau

Besonders die Große Brennnessel kann wegen ihrer Vermehrungsfreudigkeit im Garten zur Plage werden. Wenn du genug Platz hast, dann säe sie ab Mai direkt ins Freiland. Zum Keimen brauchen Brennnesseln Wärme. Die Große Brennnessel ist leichter über in den Boden gesetzte Rhizome zu vermehren. Beide Arten müssen nicht vollsonnig stehen, die Nähe von Laubbäumen oder Gehölzen ist ihnen recht.

Pflege

– Brennnesseln brauchen Stickstoff, die Kleine mehr als die Große. Gib ihnen deshalb Hornspäne und Kompost.
– Um Brennnesseln zu bekämpfen, lockere im Frühjahr den Boden um sie herum oder zwischen ihnen und ziehe sie inklusive der Rhizome aus dem Boden.

Ernte

– Laub (Küche und Heilkraut): Frühjahr bis einschließlich Blütezeit
– Öl- und Fasergewinnung: zur Zeit der Reife ab Oktober
– Wurzel: Frühjahr oder Herbst außerhalb der Blütezeit

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