Bernd Haynold, GNU (Wikipedia Commons) – Habitus, Einjähriges Bingelkraut, männliche Pflanze”
Mercurialis perennis und Mercurialis annua
Weitere Bezeichnungen: Wald-Bingelkraut, Wildhanf und Büngelkraut, Einjähriges Bingelkraut, Stinkerich, Gartenbingel, Gartenbingelkraut
Überblick | |
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Standort | Sonnig bis schattig, in frischem, nahrhaftem, basischem Boden |
Wuchshöhe | 20 – 50 cm |
Blütezeit | April – Mai, Juni – Oktober |
Winterhart | Ja |
Mehrjährig | Ja |
Vermehrung | Aussaat, Wurzelausläufer |
Verwendung | Medizin, Zeigerpflanze |
Beschreibung
J. F. Gaffard, GNU (Wikipedia Commons) – Habitus, Wald-Bingelkraut, männliche Pflanze
Die beiden Bingelkraut-Arten unterscheiden sich fast nur durch ihre Standortwahl: Das Gartenbingelkraut bevorzugt Sonne, das Wald-Bingelkraut gedeiht in halbschattigen und schattigen Wäldern. Beide Arten sind getrenntgeschlechtlich, sie bilden also männliche oder weibliche Exemplare. Das einjährige Gartenbingelkraut wird mitunter etwas größer als das oft nur 30 Zentimeter hohe, ausdauernde Wald-Bingelkraut. Die Blätter beider Arten sind gestielt, spitz-oval und regelmäßig gesägt. Die Blüte ist unscheinbar grünlich. Weibliche Pflanzen bilden Blütenknäuel in den Blattachseln, männliche Blütenstände sind lang gestielte, aufrechte Ähren, an denen die Blütenknäuel sitzen. Wald-Bingelkraut blüht im Frühjahr, Gartenbingelkraut ab Juni bis in den Herbst hinein. Bestäubt werden die Bingelkräuter von Insekten und Wind, sie fruchten jedoch auch ohne Bestäubung.
Beide Arten sind in Europa verbreitet, wobei angenommen wird, dass das Sonne liebende Gartenbingelkraut in der frühen Neuzeit vom Mittelmeerraum aus nördlich der Alpen eingeschleppt wurde, in Nordamerika finden sich ebenfalls eingeschleppte Bestände. Bevorzugte Standorte sind frische, beim Waldbingelkraut feuchte bis nasse, stickstoffreiche, kalkhaltige Böden.
Systematik | |
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Ordnung | Malpighienartige (Malpighiales) |
Familie | Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) |
Gattung | Bingelkräuter (Mercurialis) |
Arten | Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis) und Einjähriges Bingelkraut (Mercurialis annua) |
Bedeutung und Verwendung
Petr Filippov, GNU (Wikipedia Commons) – Wald-Bingelkraut, weibliche Pflanze
Bedeutung
Bingelkräuter wurden bereits im antiken Griechenland geschätzt, vor allem nutzte man sie bei Frauenleiden und Verdauungsproblemen sowie zum Entwässern. Diese Anwendungsgeschichte setzte sich im Mittelalter und der frühen Neuzeit fort, während man die Pflanzen heute fast nur noch als Abführtee verwendet. Möglicherweise liegt die Zurückhaltung unserer Tage an dem fischigen Geruch des Krauts, der beim Trocknen jedoch beinahe verschwindet. Frisch sind beide Arten für den Menschen leicht giftig, getrocknet sind sie kaum noch beziehungsweise gar nicht mehr giftig. Für Weidevieh sind die beiden Arten nicht ungefährlich, weil sie bei Tieren Nieren und Leber schädigen. Wald-Bingelkraut gilt als Zeiger für Sickerwasser oder Staunässe sowie als Stickstoffzeiger.
Verwendung
Getrocknetes Bingelkraut lässt sich als Tee bei Verstopfung nutzen, indem man täglich eine oder zwei Tassen trinkt. Die Wirkung tritt frühestens am nächsten Tag ein, länger als drei Tage muss der Tee nicht getrunken werden. Zum Entwässern eignet sich dieser Tee ebenfalls, entweder als einwöchige Kur bei Rheuma und Gicht oder als akute Anwendung bei spontanen Wassereinlagerungen (geschwollene Gliedmaßen). Aufgrund seiner schleimlösenden Wirkung eignet sich Bingelkraut außerdem als Bestandteil von Hustentee.
Gartentipps
BerndH, GNU (Wikipedia Commons) – männliche Blüten des Wald-Bingelkrauts im Detail
Anbau
Bingelkraut vermehrt sich an geeigneten Standorten wie das sprichwörtliche Unkraut. Es im Garten anzubauen, empfiehlt sich demzufolge nur, wenn du genügend Platz für eine „wilde Ecke“ hast. Säe das Kraut, je nach Art, an einem sonnigen oder halbschattigen Standort in frischen bis feuchten, nahrhaften Kompost-Humus, dem du ein paar Hornspäne hinzufügst. Vor allem Wald-Bingelkraut braucht ständige Feuchtigkeit.
Pflege
Gartenbingelkraut ist vollkommen anspruchslos, wenn es auf gut ernährtem Boden wächst. Es sät sich selbst wieder aus. Wald-Bingelkraut ist dankbar für jährlichen Kompost und zweijährig Hornspäne, außerdem möchte es feucht stehen. Gegebenenfalls kannst du Kalk dazugeben. Unter guten Bedingungen bildet es durch Ausläufer bald einen dichten Bestand, der die Feuchtigkeit besser im Boden hält.
Ernte
Schneide das blühende Kraut eine Handbreit über dem Boden ab, um es in luftigem Schatten in Sträußen zu trocknen. Die dabei entstehende bläuliche Färbung ist ungiftig.