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Bertram

Jerry Friedman, GNU (Wikipedia Commons) – Marokko-Bertram, Habitus
Jerry Friedman, GNU (Wikipedia Commons) – Marokko-Bertram, Habitus”

Anacyclus pyrethrum (Syn. Anthemis pyrethrum, Pyrethrum officinarum)

Weitere Bezeichnungen: Römischer Bertram, Kriechender Bertram, Mehrjähriger Bertram, Marokko-Bertram, Spanische Kamille, Zwergmagerite

Überblick
Standort Sonnig, in trockenem, magerem bis mäßig nahrhaftem Boden
Wuchshöhe 10 – 40 cm
Blütezeit Mai – August
Winterhart Ja
Mehrjährig Ja
Vermehrung Aussaat
Verwendung Medizin, Ziergarten, Wetterzeiger, Bienenweide, biologischer Pflanzenschutz

Beschreibung

F. E. Köhler, Köhlers Medizinal-Pflanzen; bei Wikipedia Commons – Römischer Bertram
F. E. Köhler, Köhlers Medizinal-Pflanzen; bei Wikipedia Commons – Römischer Bertram

Bertram wächst aus einer braun beringten, mit vielen Haarwurzeln bestückten Pfahlwurzel zunächst kriechend aus dem Wurzelschopf zu einer Rosette heran, bevor sich die belaubten Blütenstängel mehr oder weniger aufrichten und ab Mai Korbblüten bilden. Die Unterseite der weißen Blütenblätter ist kräftig purpur gefärbt, das Körbchen gelb. Verwechslungen mit Kamille oder Mageriten sind bei genauerem Hinsehen ausgeschlossen, denn das gestielte, oft blau-grüne, gegenständig gefiederte Laub des Bertrams besitzt ausgeprägte, wiederum gefiederten Blättchen, die lediglich beim ausgestorbenen einjährigen Deutschen Bertram an die strahlenförmigen Fieder der Kamille erinnerten. Bertram riecht in allen Teilen scharf, während die Kamillenblüte aromatisch duftet. Hauptbestäuber des Bertrams sind vermutlich Bienen, zumindest dienen größere Bestände als Bienenweiden. Bertram schließt seine Blüten bei Regen und am Abend.

Natürlich Bestände gibt es im südöstlichen Spanien sowie im Norden Marokkos und Algeriens, wo Bertram an steinigen, trockenen Standorten gedeiht, Marokko-Bertram lediglich im Atlasgebirge. Der Deutsche Bertram wurde vor allem in Thüringen als Heilpflanze kultiviert, vermutlich handelte es sich um eine Zuchtform aus dem Römischen Bertram mit einer anderen Anacyclus-Art. Die Art unterschied sich vor allem hinsichtlich ihres feineren Laubs und ihrer helleren, schmaleren Wurzel von den Ursprungsformen. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde Deutscher Bertram zu Heilzwecken angebaut, danach verschwand er vollständig.

Systematik
Ordnung Asternartige (Asterales)
Familie Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie Asteroideae/Anthemideae
Gattung Bertram (Anacyclus)
Arten Bertram (Anacyclus pyrethrum) mit den Unterarten Römischer Bertram (A. pyrethrum var. pyrethrum) und Marokko-Bertram (A. pyrethrum var. depressus) sowie der ausgestorbenen Art Deutscher Bertram (Anacyclus officinarum syn. Pyrethrum germanicum)

Bedeutung und Verwendung

 O. C. Berg & C. F. Schmidt, Darstellung und Beschreibung sämtlicher in der Pharmacopoea Borussica aufgeführten offizinellen Gewächse; bei Wikipedia Commons – Deutscher Bertram
O. C. Berg & C. F. Schmidt, Darstellung und Beschreibung sämtlicher in der Pharmacopoea Borussica aufgeführten offizinellen Gewächse; bei Wikipedia Commons – Deutscher Bertram

Bedeutung

Die scharf schmeckende Bertramwurzel wird in der Kräuterheilkunde bei schwacher Verdauung, vor allem aber bei Zahnschmerzen, trockenem Mund und Zungenlähmung nach Schlaganfällen gegeben. Für den Steingarten werden der Spanische und der Marokkanische Bertram mitunter als „Zwergmagerite“ gehandelt, älter als zwei bis drei Jahre werden diese Exemplare nicht. Bertram ist eine der wichtigsten Pflanzen bei Hildegard von Bingen, allerdings dürfte sie nicht den heute als Bertram bezeichneten Korbblütler gemeint haben, sondern einen Doldenblütler namens Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre). Der Römische Bertram gelangte erst im 16. Jahrhundert nach Mitteleuropa, wo er als Zierpflanze und bald auch als Heilkraut gezogen wurde. Als Bertram werden außerdem einige andere Arten bezeichnet, vor allem Mutterkraut (Tanacetum parthenium). Die volksheilkundlichen Anwendungsgebiete überschneiden sich zum Teil; im biologischen Pflanzenschutz leisten beide Arten gute Dienste bei der Schädlingsabwehr.

Verwendung

Wie bei allen Kräutern, die Pyrethrin (Pyrethrum) enthalten, ist sparsame Dosierung angebracht, weil Überdosierung Übelkeit, Magenschmerzen, Durchfall und Erbrechen verursacht. Das bei der Insektenabwehr nützliche Pyrethrum ist auch für den Menschen ein Nervengift, sodass von der innerlichen Anwendung eher abzuraten ist. Eine äußere Anwendung für Bertram ist Ischias/Hexenschuss, wobei entweder eine frische, gestampfte Wurzel oder der Aufguss beziehungsweise die Tinktur der getrockneten Wurzel in einem Tuch als Umschlag aufgelegt wird. Bei dauerhafter Anwendung kann es zu Hautreizungen kommen.

Gartentipps

 Jerry Friedman, GNU (Wikipedia Commons) – Marokko-Bertram, Blüte
Jerry Friedman, GNU (Wikipedia Commons) – Marokko-Bertram, Blüte

Anbau

Sowohl Aussaat als auch das Einpflanzen vorgezogener Exemplare erfolgen im Mai. Am besten ist die Aussaat ins Freiland, weil die lange, dünne Wurzel beim Umsetzen leicht Schaden nimmt. Bertram möchte vollsonnig und eher trocken als frisch sowie eher mager als mäßig nahrhaft stehen, ideal ist der Steingarten.

Pflege

Nur bei äußerster Trockenheit gießen, nicht düngen

Ernte

Ernte die Wurzel zu Heilzwecken im Herbst des zweiten Standjahres, wenn die Pflanze sich ohnehin ihrem natürlichen Lebensende nähert. Lege das Kraut der geernteten Exemplare als Mulch zwischen Stauden, die oft von Schädlingen heimgesucht werden oder trockne es, um es ab dem Frühjahr für Spritzungen mit Tee zu verwenden.

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