Man kennt ihn als süß-säuerliches Kompott oder unwiderstehlichen Belag auf dem Kuchen: Rhabarber. Der einzige Wermutstropfen an diesem Gemüse, lateinisch “Rheum Rhabarbarum” genannt, ist die relativ kurze Erntezeit. Üblicherweise können in unseren Breiten die säuerlichen, rot leuchtenden Stängel ab Ende April bis Ende Juni geerntet werden. Möchte man bereits früher im Jahr das gesunde Knöterichgewächs genießen, kann man es mit ein paar einfachen Tricks vortreiben lassen.
Optimale Wachstumsbedingungen
Rhabarber ist eine Dauerkultur. Das bedeutet, dass man nach einmaligem Setzen über 5 bis 10 Jahre lang davon ernten kann. Im besten Fall lässt man der Pflanze eine ruhige Kindheit und fängt erst im 3. Jahr nach dem Setzen mit dem Ernten an. Optimal wächst der Rhabarber bei 12° bis 16° Celsius und 85 % bis 90 % relativer Luftfeuchtigkeit. Da dieses Gemüse ursprünglich aus dem Himalaya kommt, liebt es feuchte und nährstoffreiche Böden.
Außerdem benötigt die Staude ein paar Tage Frost, ehe sie mit dem Austreiben beginnt. Je mehr Licht der Rhabarber ausgesetzt ist, umso mehr Oxalsäure produziert er. Diese ist der Grund dafür, dass man das Gemüse nie roh verzehren sollte. Unter anderem schädigt sie den Zahnschmelz.
Vortreiben mit Folie oder Eimer
Im Profianbau ist es üblich, die frisch austreibenden Rhabarberpflanzen mit einem Tunnel aus schwarzer Folie oder einem Vlies zu überziehen. Dies soll in erster Linie die Luft- und Bodentemperatur anheben, was den Rhabarber zu rascherem Wachstum motiviert. Je nach Ausmaß der Einstrahlung durch die Frühlingssonne kann bereits nach 2 bis 4 Wochen geerntet werden. Möchtest du wie die Profis vortreiben, kannst du alternativ als Abdeckung einen Maurerkübel verwenden. Die schwarze Farbe zieht die Sonne sehr gut an. Weniger effektiv, aber dennoch möglich ist der Einsatz anderen Kübel, Blumentöpfe oder einer ausrangierten Aschentonne.
Üblicherweise fängt man im Februar nach ein paar Tagen mit Frost mit dem Abdecken an. Am besten dann, wenn die ersten feinen Triebe an der Erdoberfläche zu sehen sind. Das Besondere an vorgetriebenen Rhabarberstängeln ist, dass sie aufgrund der geringeren Lichteinwirkung weniger Oxalsäure beinhalten und so heller, zarter und weniger säuerlich sind. Mit der Abdeckungsmethode ist durchaus ein Wachstum von um die 20 cm in zwei Wochen möglich.
Spezielle Abdeckungen
Wenn du weder Folie noch Eimer in deinen Gemüsegarten stellen möchtest, lohnt sich die Anschaffung eines speziellen Rhabarbertreiberbehälters. Dieser ist optisch ansprechender und verfügt über einen abnehmbaren Deckel aus Ton.
- Einerseits kann man den Deckel tagsüber zum Lüften abnehmen und so das Ausmaß der Sonneneinstrahlung auf die Pflanze variieren lassen, was sich in Geschmack und Farbe niederschlägt.
- Andererseits speichert der Ton die Wärme des Tages und gibt sie langsam in der Nacht wieder ab.
Aus diesem Grund werden besonders in England gerne Gefäße verwendet, die komplett aus Ton sind. Diese Terrakotta-Glocken, auch “Forcer” oder Mehrkohlbleicher genannt, sind oft künstlerisch sehr ansprechend und hübschen den Garten ungemein auf. Eine weitere, sehr naturnahe Form der Abdeckung ist ein großer Weidenkorb. Er mag nicht ganz so effektiv sein hinsichtlich der Wärmeregulierung, fügt sich aber sehr natürlich in das Erscheinungsbild des Beets mit ein.
Vortreiben im Gewächshaus
Steht dir ein Gewächshaus zur Verfügung, kann der Rhabarber auch dort vorgetrieben werden. Dafür pflanzt man den Rhabarber am besten in einen sehr großen Topf mit nährstoffreichem Humus. Der Topf sollte über Winter unter freiem Himmel in den Boden eingegraben werden. Sobald im Februar die ersten frostfreien Tage kommen, gräbt man die Pflanze samt Topf aus und bringt sie in das Gewächshaus. Die Wärme dort sorgt dafür, dass der Rhabarber schneller wächst und eher reif wird für die Ernte. Im Gewächshaus gilt die gleiche Regel, wie für frei wachsenden Rhabarber:
Weitere Tipps zum Vortreiben
Neben der Abdeckung gibt es ein paar weitere Tricks, um den Rhabarber zu einem raschen Wachstum im Frühjahr zu motivieren. So lohnt es sich, den Boden rund um die Pflanze großzügig mit Schnittgut und Kompost zu mulchen. Durch die langsamen Zersetzungsprozesse im Mulch entsteht Wärme und die zusätzliche Schicht schützt die darunterliegende Erde nachts vor dem Auskühlen. Außerdem kannst du das Aufwärmen des Erdreichs fördern, indem du mit warmem statt kaltem Wasser gießt. Bei der Ernte sollte immer die Hälfte der Stängel stehen gelassen werden, damit die Pflanze mit den übrigen Blättern ausreichend Sonnenlicht einfangen und sich regenerieren kann.
Generell ist das Vortreiben sehr kraftraubend für die Pflanze. Daher empfiehlt es sich, eine Pflanze nur jedes zweite Jahr dieser Strapaze auszusetzen. Im Herbst kann der Rhabarber ganz leicht geteilt werden, sodass man mindestens zwei Pflanzen erhält, die man im jährlichen Wechsel vortreiben lassen kann. Zur weiteren Unterstützung ist es gut, wenn man auch nach der Ernte noch einmal ordentlich düngt und den Rhabarber mit Kompost versorgt. So kann man sicher sein, auch im kommenden Jahr wieder eine große und kräftige Pflanze zu haben.